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Handball-WM: Deutschland - noch ein Märchen

Wie im Rausch haben die deutschen Handballer den Weltmeister Spanien entzaubert und sind nur noch zwei Siege vom erträumten Gold entfernt. Das Spiel in der ausverkauften Kölnarena war an Spannung kaum zu überbieten.

Köln - Im Viertelfinale seiner Heim-WM erkämpfte sich der EM-Fünfte am Dienstag in Köln einen überraschenden 27:25 (15:12)-Erfolg gegen den Titelverteidiger. In dem an Spannung kaum zu überbietendem Krimi verzückte der Gastgeber die 19.025 Zuschauer in der ausverkauften Kölnarena mit großer Moral und emotionaler Stärke. Nächster Gegner ist am Donnerstag an gleicher Stelle der Sieger aus der Partie Kroatien gegen Frankreich.

Im Hexenkessel am Rhein avancierte einmal mehr Torhüter Henning Fritz mit Glanzparaden zum Spanien-Schreck. Bester Werfer im deutschen Team waren der Hamburger Torsten Jansen (6/4) und der Nordhorner Holger Glandorf (5).

Kapitän Baur musste auf der Bank mitfiebern

Die Hoffnung von Kapitän Markus Baur auf ein Mitwirken im ersten K.o.-Spiel zerstob bei einem Belastungstest noch vor dem Aufwärmtraining. Wegen einer Wadenzerrung, die er beim Hauptrundensieg gegen Europameister Frankreich erlitten hatte, musste der Lemgoer erstmals in einem Viertelfinale gegen die Iberer passen und drückte seinen Teamkollegen auf der Bank die Daumen. Für Baur kam Michael Haaß (Kronau/Östringen) als zweiter Mittelmann neben dem Göppinger Shooting-Star Michael Kraus zum Einsatz.

Zum Viertelfinal-Klassiker hatten sich zahlreiche Prominente in Köln eingefunden. Neben Schirmherr Bundespräsident Horst Köhler verfolgten IOC-Präsident Jacques Rogge und sein deutscher Vize- Präsident Thomas Bach das Spiel auf der Ehrentribüne.

Torhüter Fritz wurde zum "Spanien-Schreck"

Gemeinsam mit den weiteren tausenden Fans sahen sie einen furiosen Start der deutschen Mannschaft. Nach der schnellen 3:1-Führung (4.) ließ sich der Gastgeber auch nicht vom 3:3-Ausgleich stoppen. Vielmehr erkämpfte sich das Team um Ersatz-Kapitän Florian Kehrmann beim 6:3 (12.) wieder einen Drei-Tore-Vorsprung.

Zu großer Form lief wieder Henning Fritz auf. Der "Spanien-Schreck", der zuletzt im Athener Olympia-Viertelfinale mit vier vereitelten Strafwürfen im Siebenmeterwerfen fast im Alleingang den Halbfinaleinzug perfekt gemacht hatte, hielt in brenzligen Situationen zwei Siebenmeter. Zudem entschärfte der Kieler in Weltklasse-Manier zahlreich Würfe und erntete dafür immer wieder Szenenapplaus.

Deutsche Abwehr stand wie eine Wand

Auch ohne den Lemgoer Kreisläufer Sebastian Preiß, der nach 13 Minuten zwischenzeitlich wegen einer Oberschenkelblessur vom Feld ging, stand die vom Magdeburger Oliver Roggisch organisierte Abwehr wie in den Spielen zuvor wie eine Wand. Damit kompensierte die deutsche Mannschaft die im Vergleich zu den Partien gegen Frankreich und Island schwächere Angriffseffektivität. Der Gastgeber demonstrierte in jeder Minute der ersten Halbzeit seinen Siegeswillen und hatte selbst nach dem 10:9 (21.) immer die passenden Antworten parat.

Neben Moral ließ die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auch Spielwitz aufblitzen. Kraus als kreativer Kopf der Mannschaft setzte seine Nebenleute immer wieder intelligent in Szene und strahlte Torgefahr aus. Dadurch erspielte sich der Hausherr eine 15:12-Pausenführung.

Mit Preiß kam der Gastgeber aufs Parkett zurück und erhöhte durch einen verwandelten Siebenmeter zum 16:12-Vorteil (32.). Immer wieder animierten die deutschen Ersatzspieler mit Gesten die Anhänger in der proppenvollen Arena zu mehr Unterstützung. Beflügelt von der Anfeuerung ließen sie den Weltmeister nicht zur Entfaltung kommen. Lediglich Kraftpaket Rolando Urios bereitete der Abwehr unentwegt Sorgen und war am Kreis nicht in den Griff zu bekommen. Doch mit Riesenmoral hielt der Gastgeber dagegen. (tso/dpa)

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