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Sport: Mannschaft der Zukunft

Fußball-Oberligist MSV Neuruppin hat viele talentierte Spieler – der beste steht vor einem Wechsel zu Atletico Madrid

Der Manager des Fußball-Viertligisten MSV Neuruppin ist in kalten Tagen ein gefragter Mann. In seinem Hauptberuf als Chef der örtlichen Stadtwerke eilt Dietmar Lenz wegen der Frostperiode von einem Termin zum anderen, um die Wärmeversorgung der 24 000-Einwohner- Stadt zu sichern. Nun halten ihn auch noch einige Spieler seines Vereins auf Trab. Ihre guten Leistungen haben Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt, so dass Späher fast bei jedem Testspiel des Oberliga-Herbstmeisters auftauchen. Das Fieber steigt täglich, weil am Dienstag Transferschluss ist. Vor allem der Pole Krystian Prymula hat sich zum Stadtgespräch gemacht. Er weilte zum Probetraining bei Atletico Madrid. Nun warten er und das Team auf eine Entscheidung des Tabellenelften der höchsten spanischen Liga.

„Sie haben mir mitgeteilt, dass sie mich wollen“, sagte der 23-jährige Prymula nach seiner Rückkehr aus Madrid. „Vorerst für die zweite Mannschaft, aber mit Blick auf die erste. Mal sehen, wie sich das entwickelt.“ Dem in Berlin aufgewachsenen Talent, der beim BFC Preußen das Fußballspielen gelernt hat, fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. Die Reservisten von Atletico haben sich nach Prymulas Worten sehr anerkennend über ihn geäußert und vor allem über seine Antrittsschnelligkeit gestaunt. Sogar ein besonderer Spitzname sei den Kollegen eingefallen. „Sie riefen mich Shewa.“ Das gelte in Spanien als Synonym für den ukrainischen Superstar Andrej Schewtschenko.

Prymula spielte als Jugendlicher bei Tennis Borussia. Es folgten unter anderem Stationen beim Chemnitzer FC sowie beim LR Ahlen in der Zweiten Bundesliga. Doch dort saß er oft auf der Ersatzbank – in Neuruppin ist das anders. Natürlich gehörte er auch zum Aufgebot beim DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München im August vergangenen Jahres. Vor 33 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion verlor der Außenseiter zwar 0:4, doch unübersehbar blieb die gute Arbeit des Trainerteams unter Leitung des früheren Bundesligaprofis Christian Schreier. Die Namen mehrere Spieler gelangten nach der Begegnung auf die Listen von höherklassigen Mannschaften. Torwart Martin Unger schaffte es sogar bis zum Probetraining beim FC Bayern München. Trainer Felix Magath hatte ihm gleich nach dem Pokalspiel hohe Anerkennung gezollt. „Der Mann im Tor war einfach Klasse“, sagte er. Es hat zwar noch mit keinem Vertrag geklappt, doch Unger bleibt unter Beobachtung der Bayern.

Beim MSV ist nach den Abwerbungsversuchen vor allem Stolz zu spüren. Anderseits möchte das Team keinen guten Spieler verlieren. „Falls Prymula wirklich gehen sollte, brauchen wir einen gleichwertigen Ersatz“, sagt Manager Lenz. Das Team will unbedingt den Aufstieg in die Regionalliga schaffen. Sogar ein Trainingslager in Donaustauf leistete sich der Klub, der im Vorjahr knapp in den Entscheidungsspielen gegen den Meister der Südstaffel, Carl Zeiss Jena, scheiterte. Diesmal qualifizieren sich die Sieger der beiden Oberligen für die höhere Klasse. „Wir sind heiß“, sagt Mittelfeldspieler Markus Zschiesche.

Manager Dietmar Lenz bleibt wegen Prymulas möglichen Wechsels nach Madrid beherrscht. „Bis jetzt ist nichts entschieden“, sagt er. Seine innere Unruhe kann er dabei jedoch kaum verbergen.

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