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Dortmund

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Borussia Dortmund: Neue alte Erwartungen

Borussia Dortmund will mit verstärkter Mannschaft wieder angreifen. Ein Ziel gibt man offiziell nicht aus - aber in einen internationalen Wettbewerb wollen die Schwarz-Gelben von Trainer Thomas Doll schon.

Was hat sich verbessert?

Der Kader. Dortmund hat mit Jakub Blaszczykowski, Mladen Petric und Robert Kovac Spieler bekommen, die in der Lage sein sollten, das dürftige Niveau der vergangenen Saison anzuheben. Zudem hat der BVB mit Christoph Metzelder (zu Real Madrid) lediglich einen Leistungsträger verloren.

Wer sind die Stars? Die Euphorie der WM ist längst verflogen, von den Dortmunder Protagonisten Kehl, Metzelder und Odonkor ist nur Kehl übriggeblieben. Der neue Star kommt aus der Schweiz und heißt Alexander Frei. Der Mann, der den BVB mit seinen Toren vor dem Abstieg bewahrt hat, fällt aber zu Saisonbeginn aus. Wenn Spielertypen wie Blaszczykowski und Petric das einlösen, was sie versprechen, haben auch sie Starpotenzial.

Wie sicher ist der Job des Trainers? So sicher wie er sein kann bei einem Klub, bei dem die Erwartungen schon wieder immens hoch sind. Thomas Doll hat sich bei den Fans und der Vereinsführung in wenigen Monaten nicht nur deshalb ein hohes Maß an Reputation erarbeitet, weil er den BVB vor dem Absturz bewahrt hat. Zudem wird er im Gegensatz zu seinen Vorgängern van Marwijk und Röber als moderner Trainer geschätzt, der in seine Arbeit neue Erkenntnisse in der Methodik und der Didaktik einfließen lässt.

Welche Taktik ist zu erwarten? Im Gegensatz zu van Marwijk, der die Dortmunder nach holländischer Schule – also mit drei Angreifern – agieren ließ, schwört Doll auf ein 4-4-2-System mit Raute. Dabei soll der wiedergenesene Kehl vor der Viererkette abräumen sowie Tinga über links, Blaszczykowski über rechts Dampf machen und Petric hinter den Spitzen agieren. Wie erfolgreich Petric die Rolle des Regisseurs annehmen wird, ist offen. Schließlich sieht sich der in der Schweiz aufgewachsene Kroate eher als Stürmer.

Wer hat das Sagen im Verein? Die Rolle des starken Mannes hat in den letzten Jahren Hans-Joachim Watzke übernommen. Der Geschäftsführer kann für sich in Anspruch nehmen, mit seinen Mitstreitern einen Verein gerettet zu haben, der in der Größenwahnära Niebaum/Meier klinisch tot war. Neben Watzke gibt es mit Klubpräsident Reinhard Rauball einen weiteren einflussreichen Mann. Der Jurist hält sich zwar aus dem operativen Geschäft heraus, zieht jedoch im Hintergrund die Fäden. Sollte er – wie zu erwarten – am 7. August zum neuen DFL-Präsidenten gewählt werden, wird sein Einfluss weiter steigen. Sportdirektor Michael Zorc hat sich zwar vorgenommen, stärker in die Öffentlichkeit zu gehen. Das dürfte ihm aber nicht leicht fallen.

Wie ist die Stimmung im Stadion? Zuletzt war sie gigantisch, schließlich gelang es dem BVB im letzten Heimspiel der abgelaufenen Saison, dem FC Schalke 04 die Meisterschaft zu verderben. Auch in den Wochen zuvor war die Atmosphäre im mit 83 000 Zuschauern ausverkauften Stadion prickelnd, der drohende Abstieg einte die Fans. Doch zuvor reagierten die Heerscharen in Schwarz-Gelb auf die oft stümperhaften Heimvorstellungen mit Häme und Ablehnung. Das könnte schnell wieder passieren, wenn hochgesteckte Erwartungen enttäuscht werden. Der BVB hat zwar mit 50 549 verkauften Dauerkarten einen neuen Bundesligarekord aufgestellt. Doch das Publikum wendet sich schnell gegen das eigene Team, wenn sich die Stars nicht schnell genug bewegen.

Welche Platzierung ist möglich? Nach den Erfahrungen der vergangenen Saison, als eine labile Mannschaft an der Zielformulierung Uefa-Pokal zerbrach, wird dieses Mal keine Platzierung vorgegeben. Dennoch gehen in Dortmund alle davon aus, dass der BVB wesentlich weiter vorn landet als auf Rang neun. Die Teilnahmeberechtigung für einen internationalen Wettbewerb sollte es schon sein.

Morgen: VfL Bochum. Die ganze Serie auf www.tagesspiegel.de/bundesliga

Folge 10:

BORUSSIA

DORTMUND

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