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Wirtschaft: Alle Jahre wieder

Die Weihnachtsfeier mit Bürokollegen ist ein Pflichttermin. Wie Sie die Stunden überstehen.

Jedes Jahr kommt die Weihnachtsfeier wieder und ist als lästiges Ritual verschrien. Den meisten graut aber gerade deshalb vor ihr, weil sie ungewohntes Terrain bedeutet. Während man sich im Büroalltag zur Mittagspause ungezwungen auch über Privates unterhält, ist der Pflichttermin im Dezember immer wieder eine Herausforderung.

INS GESPRÄCH KOMMEN

An der Weihnachtsfeier teilzunehmen gilt als soziales Muss. Dazu motivieren kann sich nur, wer trotzdem auf seine eigenen Bedürfnisse achtet und mit eigenen Zielen auf den Abend blickt. Das sagt Sylvia Löhken, die sich als Beraterin auf introvertierte Menschen spezialisiert hat. Welche schönen und nützlichen Momente möchte man erleben? Es hilft auch, sich klar zu machen, dass gemeinsame positive Erlebnisse den gemeinsamen Arbeitsalltag erleichtern. Wer mit einer bestimmten Kollegin meistens nur telefoniert, kann die Gelegenheit einer persönlichen Begegnung nützen.

Weihnachtsfeiern sind wie alle sozialen Anlässe nicht berechenbar, aber Vorbereitung hilft. Man kann Kollegen, die schon mal dabei waren, nach dem Rahmen und dem Ablauf im Unternehmen fragen. Wer in der Firma neu ist oder schüchtern, kann sich vorher einen Verbündeten suchen, mit dem man gemeinsam zur Feier geht. Sich schon vorher mit Kollegen, Vorgesetzten oder dem Chef gezielt für die Feier zu verabreden, hilft, die Personen dann auch wirklich anzusprechen. Mit wem möchte ich gerne worüber sprechen? Auch das kann man sich vorher schon überlegen.

Die Weihnachtsfeier als Karrieresprungbrett zu sehen, ist hingegen zu kurz gedacht, sagt Business-Coach Carolin Lüdemann. Der Abend dient dazu, gute Beziehungen zu schaffen und über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Wer neue Kollegen kennenlernt, beweise automatisch Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenz.

SMALLTALK MIT DEN CHEFS

Wer dagegen dauernd darüber nachdenke, wie er sich präsentiert, wirke wenig authentisch. Nur die Oberen in einer Firma abzugrasen, sei unangebracht. Trotzdem gehört sich das Gespräch mit dem Chef. Auch auf jeder anderen Feier würde man den Gastgeber begrüßen und zumindest ein paar Worte wechseln. Am Ende verabschiedet man sich wieder und kann mit Selbstverständlichkeiten wie einem „Danke“ positiv auffallen.

Wie mit den Kollegen steht im Zentrum des Gesprächs das Persönliche und Verbindende. Wenn im Weiteren Verlauf die Arbeit angesprochen wird, kann man von abgeschlossenen Projekten oder neuen Ideen erzählen. Selbst darauf zu lenken, wirke aber anbiedernd.

DIE FEIER ALS EVENT

Immer mehr Angebote zielen darauf ab, die betriebliche Weihnachtsfeier mit einem Team-Event zu verknüpfen. Mit einer Rätsel-Rallye durch die Stadt, mit Nachtbogenschießen oder einem Segelausflug mit Glühwein-Angebot. Manche Unternehmen kochen unter professioneller Anleitung ihr Weihnachtsessen selbst. Für Ulrike Rheinberger, Führungskräftecoach und Organisationsberaterin in Berlin, ist dabei eine entscheidende Frage, welche Tradition die Weihnachtsfeier in einem Unternehmen hat. Wenn die Mehrheit sie in ihrer bisherigen Form als öde und lästige Pflicht empfinde, mache es Sinn über ein neues Format nachzudenken, dass den Kontakt erleichtert. Rheinberger mahnt aber zur Vorsicht. Die Aktivität solle niemanden aus körperlichen oder gesundheitlichen Gründen ausschließen, etwa bei langer Bewegung im Freien. Eine Weihnachtsfeier könne auch kein anstehendes Strategiemeeting oder einen Kreativworkshop ersetzen.

Auch bei dem winterlichen Segelausflug oder auf der Kegelbahn sollte ein Mitarbeiter er selbst bleiben, meint Carolin Lüdemann. Niemand muss vortäuschen, ein Kegel-Profi zu sein. Der gemeinsame Ausflug dient nicht dem Wettbewerb, bei dem man etwas beweisen muss. Im besten Fall mache er Spaß, wozu gehört, über sich selbst lachen zu können.

DIE ETIKETTE WAHREN

Wer sich mit Alkohol ein bisschen locker machen will, ist mit diesem Wunsch sicher nicht allein – ob auf klassischen oder Eventfeier. Man sollte es sich aber nicht zu gut gehen lassen, meint Carolin Lüdemann. Eine Begründung, gar nichts zu trinken, sei heute nicht mehr nötig.

Die Kleidung muss hingegen passen. Also für das Fünf-Sterne-Restaurant eine Krawatte, für die Kegelbahn eher eine Jeans. Dabei müsse sich niemand extravagant in Szene setzen, sagt Carolin Lüdemann. Am Besten sei eine Lösung, die man bei Bedarf anpassen kann. Zum Beispiel das Jackett mitnehmen, aber ausziehen, wenn man sich vor Ort wohler fühlt. Auch hier kann man sich Rat bei Kollegen holen.

DER ABSCHIED

Die meisten Team-Events enden mit einem offenen Abendessen und somit mit der klassischen Frage, wann der richtige Zeitpunkt ist zu gehen. Empfohlen wird, die Feier nicht vor dem Gastgeber zu verlassen. Wenn dieser sehr lange durchhält, sind Ausnahmen möglich. Wer nicht fluchtartig den Raum verlässt oder allgemeine Aufbruchsstimmung verbreitet, fällt dabei gar nicht so auf.

Noch vor Ende der Feier kann sich jeder eine kleine Auszeit nehmen, meint Sylvia Löhken. Zwischendurch kurz den Raum zu verlassen sei immer in Ordnung. Manche Menschen ziehen sich kurz in den Waschraum zurück oder gehen frische Luft schnappen. Dadurch können sogar neue Begegnungen entstehen. Und wenn die gemeinsame Feier zu Ende ist, bleibt vielleicht noch Energie, um den Abend mit netten Kollegen in kleinem Rahmen ausklingen zu lassen.

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