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Wirtschaft: Banken knausern bei Krediten

Besonders betroffen sind italienische Firmen.

Frankfurt am Main/Berlin - Die Banken in der Euro-Zone haben ihre Firmenkredite so stark zurückgefahren wie noch nie. Trotz der rekordniedrigen Zinsen sackten die Darlehen im November um 3,9 Prozent zum Vorjahresmonat ab, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag mitteilte. „Es geht immer weiter runter, das ist eine bedenkliche Entwicklung“, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe. Er geht zwar nicht davon aus, dass die EZB kommende Woche am Leitzins dreht. In den nächsten Monaten dürften die Währungshüter ihre Geldpolitik aber weiter lockern, um der Wirtschaft in der EuroZone auf die Sprünge zu helfen.

Die EZB hatte im November den Leitzins überraschend auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Im Dezember kündigte EZB-Präsident Mario Draghi an, die Zentralbank sei zu weiterem Handeln bereit und verfüge über ein schlagkräftiges Arsenal an Möglichkeiten. Ähnlich dürften sich die Währungshüter nach ihrer Zinssitzung äußern, schätzt Krüger: „Die EZB wird weiter auf ihre Artillerie verweisen.“ Denn die Euro-Länder kämpften sich nur mühsam aus der Rezession heraus. Die EZB hat zuletzt betont, dass sie notfalls die Banken zur Kreditvergabe ermuntern könnte, indem sie eine Art Strafzins für das Parken von Geld erhebt.

„Ein selbsttragender Aufschwung würde von der Kreditseite unterstützt – genau das findet aber nicht statt“, sagte Krüger. Die Banken verliehen im November 13 Milliarden Euro weniger an Firmen als im Vorjahresmonat. In Italien schrumpften diese Darlehen im Rekordtempo – es ging um 5,9 Prozent bergab. In Spanien gab es ein Minus von 13,5 Prozent. In der gesamten Euro-Zone schrumpften die Kredite an Firmen und Private mit 2,3 Prozent stärker als erwartet.

KfW-Chefökonom Jörg Zeuner rechnet damit, dass die Kreditklemme 2014 auf der Agenda der EZB und der europäischen Regierungen bleibt. Bankhaus- Lampe-Experte Krüger sieht vor allem die Politik am Zug, Reformen seien vor allem in Frankreich und Italien nötig. Die EZB könne keine Strukturprobleme lösen. „Jetzt muss die Politik was tun, sonst hilft das alles nichts.“ rtr

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