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Wirtschaft: Bei Fundus dreht sich jetzt das Personalkarussell

BERLIN .Den wirtschaftlichen Mißerfolgen bei der Kölner Fundus Fondsverwaltungen GmbH hat dessen Initiator Anno August Jagdfeld jetzt einschneidende Konsequenzen folgen lassen.

BERLIN .Den wirtschaftlichen Mißerfolgen bei der Kölner Fundus Fondsverwaltungen GmbH hat dessen Initiator Anno August Jagdfeld jetzt einschneidende Konsequenzen folgen lassen.Mit Wirkung zum Quartalsende, teilte Fundus mit, wird sich Jagdfeld von seinem langjährigen kaufmännischen Geschäftsführer, Wolfgang Thiele, trennen und bis auf weiteres die Geschäfte selbst führen.Thiele werde sich fortan bei der BIAG Beteiligung für Immobilien AG betätigen und verlasse Fundus "aus persönlichen Gründen", heißt es zwar.Doch Thiele ist schon seit Jahren bei BIAG, die im vergangenen Jahr bei der Plazierung eines Fonds zur Sanierung eines denkmalgeschützten Objektes in Dresden-Hellerau gescheitert sind, engagiert.

Der Grund für den unerwarteten Personalschnitt bei Fundus: Jagdfeld, einer der größten Immobilien-Investoren in Berlin und Ostdeutschland, konnte das vergangene Jahr nur mit unterdurchschnittlichem Erfolg abschließen.Obwohl gerade die letzten Monate des Jahres 1998 in der Branche als Boomzeit galten, weil viele Anleger noch kurz vor Auslaufen der Sonder-Afa Immobilienanteile zeichneten, schloß Fundus mit einem drastisch geringeren Volumen als 1997 ab.Plazierte Jagdfeld 1997 noch ein Fondsvolumen von 676 Mill.DM, weist er für 1998 nur ein Volumen von 500 Mill.DM aus, wobei davon auszugehen ist, daß der Anteil neuer Immobilienfonds daran nur äußerst gering war.Bei den von Jagdfeld initiierte geschlossenen Immobilienfonds profitieren die Anleger aus Vermietung und Verpachtung der vorher festgelegten Objekte.

Die größte Schlappe der vergangenen zwölf Monate war für Jagdfeld, daß der prestigeträchtige Fonds Nummer 34, die denkmalgerechte Sanierung des Seebades Heiligendamm in der Nähe von Rostock, nicht plaziert werden konnte.Rund 270 Mill.DM wollte der Fondsinitiator in Scheiben von mehr als 100 000 DM verkaufen.Das wirklich verkaufte Volumen lag allerdings weit darunter.Auch bei diesem Projekt zog Jagdfeld personelle Konsequenzen: Er trennte sich vom Geschäftsführer in Heiligendamm und den beauftragten Architekten.Gespannt wartet die Branche nun auf Jagdfelds zweiten Versuch, den Fonds Heiligendamm zu plazieren.Der Verkauf soll bereits in wenigen Wochen beginnen.

Schwierigkeiten hat die Fundus-Gruppe im vergangenen Geschäftsjahr auch mit bereits am Markt plazierten und realisierten Fonds in den neuen Bundesländern und Berlin gehabt.Jagdfeld entwickelte über geschlossene Immobilienfonds in Berlin verschiedene Gewerbestandorte, einen Teil der Friedrichstadtpassagen, das Hotel Adlon und ein Einkaufszentrum im Ost-Berliner Stadtbezirk Köpenick.Darüber hinaus ist Fundus bei Objekten in Leipzig selbst, in der Nähe von Leipzig und in Chemnitz engagiert.

Wie es bei Fundus heißt, muß auch in diesem Jahr wieder ein finanzieller Ausgleich zwischen den prognostizierten Mieteinnahmen und dem wirklichen Jahresabschluß einzelner Fonds geleistet werden.Kurzum: Wegen der allgemein schlechten Vermietungssituation in Ostdeutschland müssen die Anleger der Fonds und die Fundus-Gruppe die laufenden Verluste der Objekte auffangen.So wird es wohl auch bei dem spektakulären Gewerbeobjekt "Pyramide" im Berliner Stadtbezirk Marzahn auch in diesem Jahr zu Nachschüssen kommen.Ein Teil des von den Gesellschaftern Mitte der neunziger Jahre genehmigten zusätzlichen Fondsvolumens, heißt es bei Fundus, wird auch 1999 plaziert werden müssen.1997 mußte der Fonds um 2 Mill.DM, im vergangenen Jahr um 4 Mill.DM erweitert werden, was die erwartete Rendite der ursprünglichen Anteilszeichner schmälert.Auch der von Jagdfeld im Oktober 1997 vorhergesagte Umsatz des Einkaufszentrums in Berlin-Köpenick konnte in den vergangenen zwölf Monaten kaum erreicht werden.Zwar heißt es bei Fundus, Köpenick laufe gut, doch die anvisierten 260 Mill.DM Jahresumsatz wurden nicht erwirtschaftet und einige der Mieter werden das Objekt aus wirtschaftlichen Gründen verlassen.

Aus eigenem Kapital mußten nach Fundus-Angaben aus der Kölner Gesellschaft 1998 beim Wohn- und Gewerbeobjekt Frankfurter-Allee-Plaza in Berlin-Friedrichshain rund sieben Mill.DM und in Leipzig rund drei Mill.DM nachgeschossen werden, um die geringen Mieterträge auszugleichen.Der Berliner Fundus-Fondsbetreuer Frank Schneider sagte dem Tagesspiegel, daß "sich alle Fonds in einer wirtschaftlich stabilen Situation" befinden.Die Vermietungssituation einzelner Standorte sei allerdings "wie überall in den neuen Bundesländern sehr unbefriedigend".Fundus mache da keine Ausnahme.Gerade die Region Leipzig leide unter dem Überangebot an Gewerbeflächen.Es sei angesichts dieser "allgemein präkeren Lage", so Fundus-Manager Schneider, nicht überraschend, daß Fundus Schwierigkeiten habe, die prognostizierten Mieterträge zu erwirtschaften.

ANTJA SIRLISCHTOV

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