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Wirtschaft: EU-Markt bietet Osteuropas Bauern kaum Absatzchancen

BERLIN .Auch wenn die deutschen Bauern vor dem Beitritt der osteuropäischen Nachbarländer zur Europäischen Union zittern: Eine Überschwemmung des Marktes mit frischem Obst und Gemüse müssen sie nicht fürchten.

BERLIN .Auch wenn die deutschen Bauern vor dem Beitritt der osteuropäischen Nachbarländer zur Europäischen Union zittern: Eine Überschwemmung des Marktes mit frischem Obst und Gemüse müssen sie nicht fürchten.Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Zentralen Markt und Preisberichtstelle (ZMP), die Geschäftsführer Andreas Schwierz, im Rahmen der Grünen Woche in Berlin vorstellte.Bis auf wenige Ausnahmen haben die osteuropäischen Bauern mit frischer Ware auf dem EU-Markt kaum Absatzchancen.In Polen allerdings, das mit seinem Spargel- und Champignonanbau eine Sonderrolle einnimmt, machten nach den letzten bekannt gewordenen Zahlen von 1996 die Exporte in die EU mit rund 177,4 Tonnen fast die Hälfte des gesamten Exportes von frischer Ware (367,3 Tonnen) aus.Anders sieht die Situation dagegen bei Lieferungen für die Verarbeitungsindustrie aus.Hier gewinnt osteuropäische Ware zunehmend Marktanteile: Polen hat zum Beispiel seit 1994 seinen Export für die industrielle Produktion in die EU um rund 35 Prozent auf 994 000 Tonnen in 1997 gesteigert.

Auch auf den Absatzmärkten in Osteuropa gewinnen die Osteuropäer an Boden und machen ihren westeuropäischen Kollegen zunehmend Konkurrenz.Auf diesen Märkten sei eine wachsende Konkurrenz vor allem durch Polen und Ungarn möglich, sagte Schwierz.Die Studie zeigt, daß in diesen Ländern die Umstrukturierung der Landwirtschaft weit vorangekommen ist.Beide Länder zeichnen sich durch einen hohen Privatisierungsgrad aus.90 Prozent der landwirtschaftlichen Produktion in Ungarn wird in privaten Betrieben erzeugt.In Polen liegt der Anteil ähnlich hoch, die Ausgangssituation war allerdings erheblich günstiger: Bereits vor der Wende wurde hier drei Viertel der Fläche privat bewirtschaftet.Außerdem ist es beiden Ländern gelungen, die Vermarktung zu fördern und die Transparenz des Marktes zu verbessern.Sowohl Polen als auch Ungarn geben in regelmäßigen Abständen Berichte über die Marktentwicklung heraus.

Ein neuer Trend ist der wachsende Export für die Verarbeitungsindustrie."Vor allem Polen investiert zunehmend in diesen Sektor", sagte Schwierz.1997 führten die polnischen Produzenten 537 000 Tonnen verarbeitete Ware aus.Ähnlich wie Polen exportiert auch Ungarn verstärkt Ware für die industrielle Produktion (1997: 129 000 Tonnen).

Von der russischen Finanzkrise im August vergangenen Jahres waren vor allem die polnischen Exporteure betroffen, die bis 1997 den größten Teil ihrer frischen Ware (rund 160 000 Tonnen Obst und Gemüse) in die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS), vor allem in die Ukraine und nach Rußland, geliefert hatten.Auf den ungarischen Exportmarkt wirkte sich die Krise weniger stark aus, die Ungarn beliefern vor allem Polen, Rumänien und Bulgarien."Für uns war der Wegfall der Exporte in die DDR nach der Wiedervereinigung ein viel größerer Schock", erklärte Miklos Volonc, Agrarexperte aus Ungarn, bei der Vorstellung der Studie.

Daß beide Länder auf den Märkten innerhalb der europäischen Union kaum konkurrenzfähig sind, liegt zum einen an fehlendem Investitionskapital.Vor allem bei den Lagermöglichkeiten besteht noch erheblicher Modernisierungsbedarf, für den das notwendige Kapital fehlt.Darüber hinaus wirkt sich in Polen negativ aus, daß bei den Lagerhäusern die Privatisierung nur schleppend vorankommt.1997 konnten zum Beispiel nur sieben Prozent der Tafeläpfel in modernen Lagerhallen untergebracht werden, was wiederum die Qualität beeinflußt hat.

Auch wenn langsame Fortschritte sichtbar sind: Bevor Ungarn und Polen auf dem europäischen Markt Fuß fassen können, werden sie sich noch intensiv mit seinen Normvorschriften auseinander setzen müssen.Die EU-Bürokratie hat sich auch bei Obst und Gemüse als effektives Mittel für die Abschottung des europäischen Marktes erwiesen.Das gilt besonders für die europäischen Normvorschriften.So arbeiten die Ungarn zur Zeit angestrengt daran, die bei Aprikosen notwendige Fruchtgröße von 45 Millimetern zu erreichen.Auch bei den Pflaumen hat man sich Ziele gesetzt: Erst ab 32 Millimetern Fruchtgröße wird die ungarische Pflaume den europäischen Markt erobern können.

KATHARINA VOSS

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