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Ein comichaftes Gehirn mit großen Glubschaugen starrt in einen Handybildschirm, während um es herum Herzaugen-Emojis und Logos von TikTok fliegen.

© Montage: Tagesspiegel / Fotos: Getty Images/OsakaWayne Studios, freepik, emojipedia

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Das süchtige Gehirn: Wie TikTok fast meine Zukunft zerstörte

Unsere Autorin scherzte immer, auf TikTok sei sie zu Hause. Doch die App kaperte ihr Hirn, das Zuhause wurde ihr Albtraum. Wie es soweit kommen konnte: Erster Teil einer Geschichte – mit Happy End?

Ich versagte.

Vor drei Jahren, in einer Stockholmer Januarnacht, lag ich mit fettigen Haaren auf dem Teppich im WG-Wohnzimmer, starrte an die Decke und weinte leise. Ich blickte zum MacBook auf dem Tisch, das Bild verschwamm in meinen Tränen. Monatelang hatte ich im Labor pipettiert, Daten analysiert und Ergebnisse diskutiert. Jetzt sah alles danach aus, dass ich scheitern würde: Ich schaffte es nicht, die letzten Seiten meiner Masterarbeit zu schreiben. Die Deadline war 36 Stunden entfernt. 

Dabei wollte ich ja direkt nach dem Aufwachen losschreiben – aber davor noch einmal checken, was auf TikTok trendet. Nur zehn Minuten! Aus zehn wurden 30, aus 30 ganze 60, bis es Zeit war fürs Mittagessen. Mit vollem Bauch lässt’s sich nicht denken und nicht schreiben, also nochmal TikTok. Nur zehn Minuten! Aus denen 30, und dann 60 wurden – bis Zeit fürs Abendessen war.

Ich kam nicht mehr von der App los. Und es versaute mir das Leben.

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