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Beim Silvesterfeuerwerk verletzen sich jedes Jahr Menschen.

© dpa / Andrea Warnecke

Update

„Gehen davon aus, dass durchgehend operiert wird“: Berliner Unfallkrankenhaus rechnet mit mehr Verletzten zu Silvester

Abgerissene Finger, zerstörte Hände: Das Berliner Krankenhaus verstärkt seine Kapazitäten in der Silvesternacht. Männer und Kinder sind besonders gefährdet.

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Auf der Videoplattform „Tiktok“ lässt sich am Donnerstagmorgen erahnen, auf was sich Deutschland in der Silvesternacht pyrotechnisch einstellen kann. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen im Feuerwerksverkauf begann in der Nacht zu Donnerstag das Geschäft mit Raketen und Böllern. Videos auf Tiktok zeigen meterlange Warteschlangen auf dunklen Discounter-Parkplätzen – Stunden vor den Ladenöffnungszeiten.

Angesichts dieser Bilder ist es eine „Frage des gesunden Menschenverstandes, dass man davon ausgehen kann, dass wieder mehr geböllert wird“, sagt Hans-Christian Bustorf, Sprecher des Unfallkrankenhauses Berlin im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Die Klinik gehört zu den führenden Häusern, wenn es um die Behandlung von Brand-, Rückenmark- und Handverletzungen geht. Jährlich werden in dem im Ortsteil Biesdorf gelegenen Krankenhaus mehr als 100.000 Menschen behandelt.

In der anstehenden Silvesternacht rechnen Bustorf und seine Kollegen angesichts der fehlenden Corona-Beschränkungen mit deutlich mehr Verletzten als in den vergangen zwei Jahren. Dementsprechend werden die Operationskapazitäten deutlich verstärkt.

Im Fokus: Männer und Kinder

„Wir gehen davon aus, dass in der Zeit ab etwa drei Uhr bis in den späten Neujahrsabend durchgehend operiert wird“, sagte der Sprecher des Krankenhauses. Vor der Corona-Pandemie habe das Klinikum rund um den Jahreswechsel jeweils etwa 50 Menschen behandelt. In den vergangenen beiden Jahren seien es mit acht (2020/2021) beziehungsweise 15 (2021/2022) deutlich weniger gewesen.

Einige Gruppen sind laut Bustorf besonders gefährdet. So seien ein Großteil der Verletzten in der Regel Männer, viele von ihnen betrunken. Ebenfalls im Fokus seien jedoch auch Kinder, die meist erst als „zweite Welle“ in das Unfallkrankenhaus eingeliefert werden.

Während betrunkene Menschen durch den unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerkt meist in der Silvesternacht in Biesdorf landen, trifft es die Kinder in der Regel am Morgen des Neujahrstages, wenn sie nicht gezündetes Feuerwerk und Blindgänger aufsammeln wollen. Klassische Verletzungen in der Silvesternacht sind nach Angaben der Mediziner abgerissene Finger und zerstörte Hände.

Laut Sprecher Hans-Christian Bustorf wissen alle Ärzte, die Silvester im Dienst sind, worauf sie sich einlassen. Es soll sogar einzelne Handchirugen an der Klinik geben, die sich angesichts der speziellen Verletzungen in der Nacht des Jahreswechsels freiwillig zum Dienst melden, da selten so viel Praxis in dem Bereich angewandt werden kann. Durch die komplexen Verletzungen lerne man viel, heißt es bei den Ärzten.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Unfallkrankenhaus ist gleichzeitig das Wetter. Je mehr es regnet, desto weniger schwerverletzte Patienten, sagt Bustorf. So sei im vergangenen Jahr der erste Januar sehr feucht gewesen, das Schwarzpulver in Blindgängern durchgeweicht. Somit blieb die „zweite Welle“ der verletzten Kinder im Unfallkrankenhaus fast vollkommen aus. (mit dpa)

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