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Emblem der Söldnertruppe Wagner (Symbolbild).

© Imagebroker/Imago

Ukraine-Invasion Tag 336: Wo die toten Wagner-Söldner begraben werden

Deutschland liefert Leopard-Panzer, die ukrainische Armee zieht sich aus dem umkämpften Ort Soledar zurück. Der Ukraine-Überblick am Abend.

Erst am Montag hatten Menschenrechtler angemerkt, dass von den 50.000 in russischen Gefängnissen angeworbenen Rekruten für den Krieg nur noch 10.000 bei der Truppe seien. Der Rest sei getötet, verletzt, verschollen oder desertiert, bilanziert die Nichtregierungsorganisation „Rus Sidjaschtschaja“. Bekannt ist, dass viele der Gefangenen vor allem für die Söldnergruppe Wagner rekrutiert wurden. Dass es bei der Truppe enorme Verluste geben soll, hat nun auch die „New York Times“ nachgezeichnet (Quelle hier).

Wie die Zeitung schreibt, lasse sich durch Satellitenbilder und Videomaterial nachweisen, dass sich ein von Wagner genutzter Friedhof in jüngster Zeit rapide vergrößert habe. So zeige ein am 24. Januar aufgenommenes Satellitenbild etwa 170 Gräber in einem von den Söldnern genutzten Bereich des Areals – das seien siebenmal so viele wie auf Bildern von vor zwei Monaten. Und womöglich sei die Zahl der dort Begrabenen noch deutlich höher. Dem Aktivisten Vitali Wotanowski hätten Einwohner gesagt, dass viele Kämpfer höchstwahrscheinlich eingeäschert worden seien.

Wotanowksi besucht Friedhöfe, um die Gefallenen aufseiten der russischen Armee zu dokumentieren. Auf den Wagner-Friedhof ist er durch Anwohner gestoßen. Die Fotos, mit denen er die Gräber dokumentiert, lud er auf seinen Telegram-Kanal hoch. Diese, so schreibt die „New York Times“, gäben auch Aufschluss darüber, wer in den vergangenen Monaten für die Söldnergruppe gekämpft habe und gestorben sei.

So würden mindestens 16 der Namen und Geburtsdaten auf den Grabsteinen in Online-Datenbanken auftauchen, in denen Personen aufgelistet sind, die in Russland wegen Verbrechen verurteilt worden sind. Vermutlich, so die Zeitung, seien viele von ihnen in den Kämpfen um Bachmut und Soledar gestorben.

Die NYT-Reporter schreiben zudem von Hunderten Kämpfern, die in einer Kapelle beigesetzt worden seien oder ein Denkmal erhalten hätten. Der Bericht zeigt auch auf, warum als gesichert gilt, dass Wagner diesen Friedhof für die getöteten Kämpfer nutze.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Deutschland liefert der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard-2-A6. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit mit. Zudem erteilt die Bundesregierung anderen Staaten die Genehmigung zur Lieferung eigener Leopard-Panzer an die Ukraine. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Kanzler Olaf Scholz hat seine Haltung verteidigt, Kampfpanzer nur in enger Abstimmung mit Partnerländern an die Ukraine zu liefern. Die Lieferung von Kampfflugzeugen und die Bereitstellung von Bodentruppen schloss er bei der Regierungsbefragung im Bundestag kategorisch aus. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich betont zurückhaltend zur Freigabe aus Berlin zur Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an sein Land geäußert. Der frühere ukrainische Botschafter Andrij Melnyk bejubelt die Lieferungen. Diese und weitere Reaktionen auf die deutsche Entscheidung können Sie hier nachlesen.
  • Nach Einschätzung britischer Geheimdienste hat Russland mehrere Panzer in schlechtem Zustand in die Ukraine geschickt. Die dortigen Streitkräfte hätten gezögert, die Panzer wegen ihres miserablen Zustands zu akzeptieren, hieß es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Die ukrainische Armee hat sich nach eigenen Angaben aus dem heftig umkämpften Ort Soledar im Osten der Ukraine zurückgezogen. Nach „Monaten schwieriger Kämpfe“ hätten die ukrainischen Truppen die Kleinstadt verlassen und sich auf andere Positionen zurückgezogen, sagte Militärsprecher Sergij Tscherewaty der AFP. Mehr in unserem Liveblog. 
  • Ein geflohener Söldner der russischen Wagner-Gruppe kommt nach seiner Festnahme in Norwegen wieder auf freien Fuß. Andrej Medwedew sollte am Mittwoch unter der Bedingung aus einem Haftzentrum freigelassen werden, dass er sich an einem bestimmten Ort aufhält. 
  • Rund 500 Menschen haben einem Zeitungsbericht zufolge seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs ihre Kriegsdienstverweigerung in Deutschland widerrufen. Das berichtete die „Neue Osnabrücker Zeitung“ unter Berufung auf Daten des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben.
  • Verteidigungsminister Boris Pistorius sagt in Berlin, er werde sehr kurzfristig Gespräche mit der Rüstungsindustrie aufnehmen. Dabei werde es nicht nur um Leopard-Panzer gehen, sondern auch um die Frage, wie man zu verlässlicheren, schnelleren Nachschub-Wegen kommen könne.
  • Der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, hat die Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern an die Ukraine als „extrem gefährlich“ bezeichnet. Dies werde „den Konflikt auf eine neue Ebene der Konfrontation führen“erklärte er auf Telegram. 
  • Die russischen Berichte über eine Offensive bei Wuhledar im Süden der Ukraine waren wahrscheinlich nur Ablenkung. Zu diesem Schluss kommt das Institute for the Study of War (ISW) in dessen täglichen Report. Es sei darum gegangen, Erfolge zu vermelden, um die fehlenden Fortschritte bei Bachmut zu überdecken.
  • Die russische Regierung hat die Gefängnisbehörde mit dem Aufbau von 25 Strafkolonien in den seit Kriegsbeginn annektierten Gebieten in der Ukraine beauftragt. Zwölf Gefängnisse entstehen dabei im Gebiet Donezk, sieben in Luhansk, drei im besetzten Teil des Gebiets Cherson und zwei in der Region Saporischschja. 
  • Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland nach Einschätzung eines Militärexperten aus der Schweiz eine Schwächephase überwunden. „Wir steuern auf eine Gemengelage zu, in der Kampfpanzer mit Blick auf die Verteidigung und Gegenoffensiven eine wichtige Rolle spielen“, sagte Niklas Masuhr, Forscher am Center for Security Studies der Universität ETH in Zürich.
  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnt angesichts der Waffen- und Munitionslieferungen an die Ukraine vor Ausrüstungslücken in den Mitgliedstaaten der Allianz. „Unsere Unterstützung der Ukraine hat die Bestände der Nato an Waffen und Munition immer weiter geleert“, sagte er der „Welt“. 

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