zum Hauptinhalt
Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj.

© dpa/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 709: Wie Oberbefehlshaber Saluschnyj die militärische Lage Kiews einschätzt

Russland will Schulkinder stärker in Drohnentechnik ausbilden, erneute russische Drohnenangriffe auf die Ukraine. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Der Machtkampf zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, hatte in dieser Woche die Nachrichten rund um die Ukraine bestimmt. Der US-Sender CNN veröffentlichte nun ein Essay des Generals – verweist aber im Einstieg darauf, dass dieser bereits vor den Gerüchten um eine mögliche Entlassung entstanden sei.

In dem Text schreibt Saluschnyj über den Zustand der ukrainischen Streitkräfte und wie sie sich in Zukunft angesichts des russischen Angriffskrieges aufstellen müssten. Anlass dafür scheint die nachlassende Hilfe aus dem Ausland zu sein (Quelle hier).

Hier die wichtigsten Punkte aus dem Essay des Oberbefehlshabers:

  • Saluschnyj betont die Bedeutung unbemannter Waffensysteme für die Verteidigung gegen Russlands Angriffe. Solche Systeme, wie etwa Drohnen, seien für die Ukraine wichtig, um einen Stellungskrieg zu vermeiden, in dem das Land eher im Nachteil sei.
  • Er erklärt weiter, dass die Bestände an Raketen, Abfangjägern für die Luftverteidigung und Munition für die Artillerie bei den Partnern des angegriffenen Landes zur Neige gehen.
  • Saluschnyj schreibt von einer Schwäche der Sanktionen gegen Russland, wodurch Moskau mithilfe anderer Länder seine Rüstungsindustrie weiter am Laufen halten kann.
  • Auch stellt er fest, dass es Russland besser gelinge, neue Soldaten für den Kampf gegen die Ukraine zu gewinnen, während Kiew auf diesem Feld vor Schwierigkeiten stehe.
  • Zudem schreibt er von einer teilweisen Monopolisierung der ukrainischen Rüstungsindustrie, weshalb es mitunter zu Produktionsengpässen komme.
  • Seiner Ansicht nach müsse sich die Ukraine an der Front neu aufstellen und sich „von veraltetem, stereotypem Denken“ lösen. Entscheidend sei, dass Russland nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern etwa auch wirtschaftlich bekämpft werde, auch wenn eine Verbesserung der Lage an der Front Priorität habe.
  • Zusammenfassend sieht er die Ukraine vor drei Aufgaben: ein System zur Versorgung der Streitkräfte mit High-Tech-Mitteln zu schaffen, eine neue Ausbildungs- und Kriegsphilosophie zu vermitteln und so schnell wie möglich neue Kampfstrategien zu lehren.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Die russischen Wahlbehörden haben nach eigenen Angaben Unregelmäßigkeiten im Antrag des Kriegsgegners Boris Nadeschdin für eine Kandidatur bei der Präsidentenwahl gefunden. Dieser hatte 105.000 Unterschriften von Anhängern eingereicht. Jedoch erklärte der Vorsitzende der zuständigen Kommission am Freitag, einige der Unterschriften stammten von Toten. Mehr hier.
  • Russland will Schulkinder stärker in der Drohnentechnik ausbilden. Russische Schulkinder sollen im Werkunterricht mehr über Drohnentechnologie für militärische und industrielle Zwecke lernen, kündigt die stellvertretende Bildungsministerin Tatjana Wassiljewa laut Nachrichtenagentur Tass am Freitag im Parlament an. Mehr hier.
  • Das französische Außenministerium hat den Tod zweier Landsleute in der südukrainischen Region Cherson bestätigt. Zwei freiwillige französische Helfer seien bei einem russischen Drohnenangriff auf die Stadt Beryslaw getötet wurden, teilt das Ministerium mit. Mehr hier.
  • Russland hat die Ukraine in der Nacht zum Freitag erneut mit Drohnenangriffen überzogen und damit in der Industriestadt Krywyj Rih einen größeren Stromausfall verursacht. Zehntausende Haushalte und zahlreiche Industriebetriebe waren durch Schäden an einer Anlage von der Versorgung abgeschnitten, wie das ukrainische Energieunternehmen Ukrenerho mitteilte. Mehr hier.
  • Gut eine Woche nach dem Absturz einer russischen Transportmaschine vom Typ Iljuschin Il-76 mit angeblich 65 ukrainischen Kriegsgefangenen an Bord gibt es weiter Rätsel um die Leichen. Auf Forderungen Kiews nach einer Überführung der Toten in die Ukraine sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag, das sei Sache der russischen Ermittler. Mehr in unserem Newsblog.
  • Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sieht seine Armee gegen die Ukraine in der Offensive. Vor ranghohen Militärs berichtete er von angeblichen Geländegewinnen. Die russische Armee habe die Dörfer Tabajiwka und Krochmalne im ostukrainischen Gebiet Charkiw sowie das Dorf Wessele nahe Bachmut im Donbass erobert, sagte Schoigu.
  • Natalia Humeniuk, Sprecherin der ukrainischen Streitkräfte im Süden des Landes, hat über die schwierige Lage der Ukraine am Fluss Dnipro informiert. Die Zahl der russischen Truppen am linken Ufer des Flusses Dnipro umfasse mehr als 70.000 Personen und Hunderte von Waffen und Ausrüstungsgegenständen, sagt sie laut ukrainischen Medien. Die russischen Angriffe seien gestiegen.
  • Der US-Senat will noch bis Ende dieser Woche einen neuen Entwurf für ein Hilfspaket für die Ukraine und eine bessere Absicherung der US-Grenzen vorstellen. Der Text solle zwischen Freitag und Sonntag veröffentlicht werden, erklärte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, am Donnerstag.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnet die Entscheidung der EU über ein milliardenschweres Hilfspaket für die Ukraine als klares Signal an die USA und Russland. „Es ist ein klares Signal an Moskau, dass Europa standhaft bleibt und nicht durch zerstörerische Wellen des Kremls gebrochen werden kann“, sagt der Präsident in seiner Videoansprache.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false